Wir haben in den Sendungen 12 und 17 eine auf Gewissen und persönlichem Empfinden beruhende – und in Sendung 19 eine auf dem Eigentum am eigenen Körper begründete – Erklärung von Naturrecht und objektiver Moral erkundet.
Hier steigen wir nun mit Richard W. Wetherill (Right is Might) in eine utilitaristische Herleitung des Naturrechts ein, also aus dem Verständnis, dass die Beachtung objektiver Moral Vorteile für den hat, der sie in aufrichtiger Absicht anwendet. Diese Herleitung ist also keine Rechtfertigung für „Der Zweck heiligt die Mittel“, sondern erläutert die praktische Bedeutung von Naturrecht und objektiver Moral.
Also: Jede Handlung, die anderen keinen Schaden zufügt, ist (ein) Recht. Jemand Schaden zu initiieren, ihn zu zwingen oder zu behindern ist falsch.
Wetheralls simple Formel lautet:
Im Folgenden will der Autor darauf hinaus, dass die Worte Recht, Richtig und Korrekt überall gegeneinander austauschbar sind. Bitte behalte das im Gedächtnis.
Wenn man versucht einem Durchschnittsmenschen von Wetherills Formel zu erzählen, bekommt man Widerstand zu spüren. „Aber das tue ich doch“, hört man dann zum Beispiel. – Dafür müsste man zunächst einmal objektiv zwischen Richtig und Falsch unterscheiden können – und wer kann das, besonders, wenn er Moral für relativ hält?
„Manchmal zahlt es sich nicht aus, das Richtige zu tun“, sagen andere. Doch die Wahrheit ist, dass es sich immer lohnt, das Richtige zu tun, denn wer das Falsche tut, bringt sich unweigerlich in Schwierigkeiten. Die Behauptung, dass unrechtes Handeln zu guten Ergebnissen führen kann oder das rechtes Handeln falsche Ergebnisse erzeugt, ist ein Widerspruch in sich.
Wer sagt, dass es sich nicht auszahlt, das Richtige zu tun, behauptet, dass das Richtige nicht zweckdienlich und zielführend ist. Das ist eine unwahre Behauptung, die falschem Denken entspringt. Die Wörter „richtig“ und „zweckdienlich“ haben dieselbe Bedeutung, aber das ist eine Erkenntnis, die häufig erst mit spirituellem Erwachen dämmert.
Nur wenn etwas richtig ist, kann es funktionieren, so William James. Wenn etwas funktioniert, ist es zweckdienlich. Daher ist das, was richtig ist, zweckdienlich.
Was nicht zweckdienlich ist, ist verkehrt. Es kann nicht funktionieren, und daher kann es nicht richtig sein. Daher ist nur das zweckdienlich, was richtig ist. Nur was zweckdienlich ist kann funktionieren. Wenn es funktioniert, kann es nicht falsch sein. Darum ist nur das Zweckdienliche richtig. Was richtig ist, kann nicht unzweckmäßig oder falsch sein.
Tue also stets das Richtige. Rechtes Handeln führt zu richtigen Ergebnissen. Falsches Handeln führt zu falschen Ergebnissen. Rechtes Handeln kann nicht zu falschen Ergebnissen führen. Falsches Handeln kann nicht zu richtigen Ergebnissen führen. Unter dem Naturrecht sind moralische Rechtmäßigkeit und sachliche Richtigkeit (also Korrektheit) ein und dasselbe.
Es ist so klar und offensichtlich, dass man sich wundern muss, wie das je angezweifelt werden kann. Denn diese Skeptiker müssen von der Vermutung ausgehen, dass Falsch Richtig ist und das Richtig Falsch ist.
Und dabei muss es sich um Leute handeln, die glauben, es sei zweckmäßig und profitabel, das Falsche zu tun – und sich entsprechend verhalten.
Richtig bzw. Recht kann nicht falsch sein. Falsch bzw. Unrecht kann nicht richtig sein. Rechtes Handeln kann nicht zu unrechten Ergebnissen führen, sondern führt zu richtigen. Fehlverhalten führt immer zu falschen Ergebnissen und Unrecht. Daher sollte man jederzeit denken, tun uns sagen, was richtig ist, und sich weigern, zu denken, tun und sagen, was falsch ist.
Leute widersprechen dem häufig nur deshalb, weil sie glauben, Ausnahmen zu kennen. Wetherill sagt, er habe hunderte solcher Fälle betrachtet und herausgefunden, dass kein einziger davon eine Ausnahme darstellt.
Wetherill hat seine Faustformel für Gruppen umformuliert. Hier lautet sie:
Jede solche Entscheidung ist generell fair und dient automatisch den Interessen aller. Wenn eine Führungsperson dazu nicht in der Lage ist, ist sie ungeeignet, das Problem zu lösen.
Richtige Entscheidungen werden gefunden, nicht gemacht. Das Prinzip gilt für jedes Problem, egal wie kompliziert es sein mag, auch wenn die Details schwierig zu bestimmen sein können.
Jede richtige Antwort wird durch eine richtige Frage bestimmt. Und jede richtige Frage wird aufgrund korrekter Interpretation eines Problems ermittelt.
Jedes Problem sollte auf seine einfachsten Elemente heruntergebrochen werden, denn andernfalls kann es nicht gelöst werden.
Die von ihm vorgeschlagene Vorgehensweise entspricht dem Trivium bzw. Quadrivium der Problemlösung, auf die wir in einer anderen Sendung eingehen werden.
Wenn die Absicht darin besteht, das Richtige zu denken, sagen und tun, werden solche Problemlösungen schlicht und elegant. sein.
Dazu ist es nicht nötig, in allen Details perfekt zu sein. Das Leben verlangt nicht nach Vollkommenheit. Unsere Aufgabe besteht darin, nach unserem besten Vermögen recht zu handeln.
Freiheit
„Wenn wir keinen freien Willen hätten, bräuchten wir kein Bewusstsein. Wenn Entscheidungen automatisch gefällt werden könnten, würde es genügen, wie Taschenrechner zu funktionieren… Unser Bewusstsein ist der Beweis für die Existenz freien Willens und der Möglichkeit, freie Entscheidungen zu treffen. Daher ist es auch der Beweis für die Fähigkeit, zwischen Richtig und Falsch zu unterscheiden. Wer das Falsche wählt, verliert seine Freiheit. Er begrenzt seine Wahlfreiheit. Nur die Wahl des Richtigen ist gut genug.Daher besitzen wir die Freiheit, das Richtige zu wählen, aber nicht das Falsche. Die Wirkweise des Bewusstseins fördert den, der richtig denkt, und vergrößert seine Freiheit.“(111f)
Er sagt hiermit, dass eine wahrhaft freie Entscheidung immer für das Richtige fällt, und eine unfreie immer für das Falsche.
In Sendung 20 sagte ich, dass wir nicht wissen können, welche Folgen unsere Handlungen auf lange Sicht, in der x-ten Instanz, haben werden. Eine generelle Aussage lässt sich dennoch treffen:
Wetherill bringt in seinem Buch zum Ausdruck, dass Langzeitfolgen der Richtigkeit jeder Entscheidung entsprechen: Rechtes Handeln führt auch langfristig zum Guten, falsches Handeln stets zu Problemen aller Art. Das korreliert sehr schön mit einer tabellarischen Darstellung der Daseinszustände aus Sicht des Naturrechts, die Mark Passio entworfen hat:
DASEINSZUSTÄNDE, in denen sich das Naturrecht ausdrückt | ||
Haltung: | Positiv | Negativ |
Ausrichtung: | LIEBE (Bewusstsein) | FURCHT (Unbewusstes) |
Anfangszustand: | WISSEN (Wahrheitsliebe) | IGNORANZ (Wirklichkeitsverweigerung) |
Innerer Zustand: | SOUVERÄNITÄT (Interne Monarchie) | VERWIRRUNG (Interne Anarchie) |
Gesellschaftlicher Zustand: | FREIHEIT (Externe Anarchie) | KONTROLLE (Externes Regime) |
Resultat: | ORDNUNG (Manifestation des Guten) | CHAOS (Manifestation von Unrecht) |
Darstellung: Jürgen Hornschuh, bannbrecher.de angelehnt an “Natural Law Expressions” von Mark Passio, WhatOnEarthIsHappening.com |
Folglich bedeutet Freiheit, dass die Person, die sich entscheidet, im Rahmen des Naturrechts zu handeln, frei ist. Jede andere Form von Freiheit ist lediglich verkappte Sklaverei.
Anmerkung: Sich gegen seine Gelüste zu entscheiden ist Freiheit. Sich FÜR das zu entscheiden, was die Situation verlangt (Gottes WILLE), ist Freiheit und ermöglicht zukünftige Freiheit. Eine unmoralische Handlung zu begehen (egoistischer Wille), zerstört Freiheit. Wenn wir nicht wissen, was richtig ist, verbleiben wir als hilfloser Spielball auf der Ebene der Konsequenzen gefangen. Wenn wir wissen, was richtig ist, können wir zur bewussten Ursache unseres Seins aufsteigen.
Sprache und Handeln sind Ergebnisse von Denkvorgängen. Ein Übeltäter ist daher auch ein schlechter Denker…
Konsequenzen
Wenn ehrliche Leute die Tricks der Übeltäter durchschauen, ignorieren oder frustrieren sie seine Annäherungsversuche. Ehrliche Leute tun sich nicht freiwillig mit ihm zusammen.
Ein unehrlicher Mensch gerät leicht in Streit und hat Probleme, ihn wieder zu beenden. Eine der natürlichen Strafen für Unehrlichkeit besteht in einer endlosen Folge von Reibereien, Kontroversen und Konflikten.
Wer sein Gewissen ignoriert, befindet sich permanent im Zwiespalt zwischen Pflicht und Wunsch. Daher leidet er unter Dauerfrustration und inneren Konflikten, die sein gefühltes Wohlergehen beeinträchtigen.
Unehrliche Menschen haben ständig Streit mit anderen, tun sich schwer, anderer Leute Vertrauen zu gewinnen bzw. verlieren es schnell wieder, befinden sich ständig in Geldnot, verpassen Verabredungen, haben Gesundheitsprobleme und Serien von Missgeschicken und schieben all das auf den Zufall oder auf andere Menschen.
Fehler rühren von mangelndem Bezug zur Wirklichkeit her und sind unnachhaltig. Nur was richtig ist, ist dauerhaft, denn es gehört zur Wirklichkeit.
Wer richtig denkt, spricht und handelt, ist wirkmächtig, weil er sich an Prinzipien der Natur – an der Wirklichkeit – orientiert. Daher Wetherills Buchtitel „Right is Might“ – Recht ist gleichbedeutend mit Macht.
Literatur:
- Right is Might / Richard W. Wetherill
- https://www.WhatOnEarthIsHappening.com