Wenn man darüber nachdenkt, ob man die Wahrheit sagen will, weil man die Konsequenzen fürchtet, bedeutet es, dass man darüber nachdenkt, sie NICHT zu sagen – und das weigere ich mich zu tun. – David Icke
Die conditio humana besteht heute, mehr denn je, in der fast vollständigen Versklavung der Menschheit. Das ist eine korrekte Aussage, weil die Regierungen der Welt Anspruch auf den Gehorsam aller Menschen erheben. Dieser Anspruch ist einer auf ein bestimmtes Verhalten – also auf den Leib – und auf die Früchte der Arbeit des Einzelnen, also auf seine Zeit und Kraft. Mehr noch: Es wird Anspruch erhoben auf die Suspension des Willens des Einzelnen, seine Unterordnung unter das Diktat eines anderen. Dieser Anspruch ist ein umassender Besitzanspruch auf fühlende, mit Willen ausgestattete Wesen, und er wird mit Gewalt sowie deren Androhung durchgesetzt. Er deckt sich mit dem Begriff der Sklaverei und ist damit objektiv unrecht.
Grad und Ausmaß der Versklavung zeigen, dass die überwältigende Mehrheit der Menschen kein annähernd hinreichendes Verständnis der objektiven Moral und des Naturrechts haben. Wenn sie überhaupt je über die Existenz kosmischer Prinzipien nachgedacht haben, die die Folgen ihres Verhaltens bestimmen, kamen sie überwiegend zu der falschen Vorstellung, die Vielzahl verschiedener Moralvorstellungen und sittlicher Regelwerke bedeute, man könne den Unterschied zwischen richtigem und falschem Verhalten nicht objektiv bestimmen. Dieser Irrglaube verleitet sie dazu, das Befolgen von Befehlen sogenannter Autoritäten fälschlicherweise für moralisch legitim und akzeptabel zu halten, obwohl es tatsächlich nicht so ist. Infolgedessen sind viele Verhaltensweisen, die die meisten Menschen dulden, befürworten, fordern oder sogar an den Tag legen, völlig unvereinbar mit dem Naturrecht. Solange wir getäuscht werden, sind wir Teil des Unrechts. Wir erledigen die schmutzigen Taten, die die Kontrolleure von uns verlangen.
Ein natürliches Recht besteht ausschließlich in solchen Handlungen, die anderen fühlenden Wesen keinen Schaden initiieren, dh wir haben die Freiheit, die eigenen natürlichen Rechte – Handlungen – im Rahmen unserer persönlichen Fähigkeiten auszuüben, ohne durch den Willen eines Anderen – Gewalt und deren Androhung – behindert zu werden. Ein Recht besteht somit auch darin, in Ruhe gelassen zu werden. Unrecht ist jede Handlung, die anderen ihre Rechtsgüter nimmt, nämlich Mord, Körperverletzung, Vergewaltigung, Freiheitsberaubung, Diebstahl, Hausfriedensbruch, Nötigung und Täuschung.
Die sogenannte Goldene Regel, die wir in der einen oder anderen Variante in allen Kulturen finden, bringt das Naturrecht auf den leicht verständlichen Punkt: Wenn du nicht willst, dass man dir etwas antut, dann füge auch keinem anderen ein Leid zu.
Der Erkenntnis dieses Prinzips richtigen Verhaltens innerlich und äußerlich Geltung zu verschaffen nennt man in den esoterischen Traditionen „das Große Werk“.
Wie innen…
Das Große Werk hat wie gesagt zwei Komponenten: eine innere und eine äußere. Es beginnt ganz klein mit dem ersten Erwachen des Individuums zu der Erkenntnis, dass es einen Widerspruch zwischen der behaupteten und der tatsächlichen Gestalt der Wirklichkeit gibt. Mit anderen Worten basiert das Weltbild des Unerwachten auf Unwahrheit; seine Vorstellung steht daher in Konflikt mit dem Seienden. Um diesen Konflikt, dessen er mit dem Erwachen gewahr wird, aufzulösen, muss er sein Weltbild der Wirklichkeit anpassen, gerät dadurch jedoch in Konflikt mit dem Sozialwesen, aus dem er es ursprünglich bezogen hat. Dieser äußere Konflikt spiegelt sich in einem inneren Konflikt zwischen dem Wahrheitsstreben des Intellekts und dem emotionalen Drang zur Sozialität. Wer das Große Werk in Angriff nimmt, muss sich individuieren, dh er muss sein Denken und Handeln ausschließlich an der Wahrheit ausrichten, nicht mehr an seiner Identifikation mit der Gruppe. Deren Regeln, Gesetze, Traditionen, Gebräuche, Sitten usw. treten gegenüber den natürlichen Gesetzen, die man zu erkennen in der Lage ist, immer mehr in den Hintergrund, bis man nur noch die Wahrheit anerkennt.
Das Große Werk ist also zunächst ein innerer Prozess, bei dem man sich schrittweise mit dem Naturgesetz in Einklang bringt. Kognition, Intuition und Emotion – Geist, Gefühl und Wille bzw. Hirn, Herz und Bauch – sind hierbei gleichermaßen involviert. Alle Unwahrheiten müssen berichtigt, alle Widersprüche aufgelöst, alle Konflikte behoben, alle Paradoxien eliminiert werden. Die Freimaurerei symbolisiert die falsche Weltsicht durch den Schachbrettboden, dessen schwarze und weiße Kacheln die scheinbare Dualität der Erscheinungen darstellen. Wer nach Wahrheit sucht, muss sich über den Boden des Hauses erheben und die Jakobsleiter zum Licht der Erkenntnis hinaufsteigen. Diesen Vorgang nennt man Initiation (lat. Einführung, Einweihung, Beginn). Konkret gesprochen beinhaltet Initiation fünf Schritte: Hör auf zu lügen, hör auf zu träumen, lerne richtig zu denken, lebe im Jetzt, aktiviere den Leib.
- Du musst aufhören zu lügen.
- Willst Du wirklich das, was Du behauptest zu wollen?
- Handelst Du wirklich so, dass es Deinem Willen förderlich ist?
- Was hast Du bisher wirklich erreicht?
- Du musst aufhören zu träumen.
- Deine Wünsche manifestieren sich nicht von allein. Jedes Ziel hat reale Voraussetzungen, die erfüllt sein müssen.
- Warten und hoffen sind keine geeigneten Strategien, Deine Ziele zu erreichen. Du musst entschlossen handeln und auch Opfer zu bringen bereit sein.
- Des weiteren brauchst Du Motivation, Willenskraft, Durchhaltevermögen, Wahrheits-, Freiheits- und Gerechtigkeitsliebe sowie Hingabe (Liebe zur Sache).
- Weshalb hast Du noch nicht mit dem Großen Werk begonnen bzw. weshalb kommst Du nicht voran? Achte besonders auf die furchtbasierten Faktoren und befreie Dich von diesen. Scheinbare oder tatsächliche Mängel in persönlichen Eigenschaften, Fähigkeiten oder persönlichen Mitteln können überwunden werden.
- Du musst lernen, wie man richtig denkt.
- Wenn Du innere Konflikte erlebst, Dich permanent fürchtest, leidest, und erfolglos bleibst, Deine Beziehungen zu Anderen von Drama geprägt sind und Du eine eine Spur von Konflikt und Zerstörung hinter Dir herziehst, stehst Du geistig auf Kriegsfuß mit der Wirklichkeit.
- Deine Werte, Vorstellungen, Pläne und Handlungen müssen sich an der Wirklichkeit orientieren, nicht umgekehrt.
- Daher ist das sogenannte Trivium – der dreiteilige Pfad – der einzig richtige Weg zu erfolgreichem Handeln: a. Richtig wahrnehmen, b. richtig ableiten, c. richtig handeln.
- Du musst in der Gegenwart leben.
- Sie ist der einzige Moment, in dem Du handeln kannst.
- Die Vergangenheit lässt sich nicht ändern; man kann nur aus ihrer Analyse lernen.
- Die Zukunft existiert nur als Potenzial, nicht als Gewissheit. Dein Handeln in der Gegenwart setzt die Ursachen für Wirkungen, die sich später entfalten.
- Du musst den Leib aktivieren.
- Pflege das Haus Deines Geistes.
- Wende Deine Erkenntnis an: handle entsprechend. Von richtigem Denken allein wird nichts besser.
Die Harmonisierung des Selbst mit dem Seienden ist ein Prozess der inneren Alchemie, um das Bewusstsein von der Lüge zu reinigen und es zu destillieren, indem man falsche und unmoralische Überzeugungen aufgibt. Dies ist ein permanenter Vorgang der Selbstmeisterung. Sein Ziel ist es, selbstbestimmt zu denken, zu fühlen und zu handeln. Darum geht es eigentlich bei allen okkulten bzw. esoterischen Traditionen. Die Lehren der Alchemie, der Kabbalah, der Freimaurerei, des Rosenkreuzertums, des Urchristentums, des Dao, der Sufis, des Tarot, der Veden, der Astrologie, des kemetischen Totenbuchs, verschiedener Mythologien, des Mystizismus usw. sind allegorische (bildhafte) Beschreibungen des Weges zur Bewusstwerdung, deren Sinn erfasst werden muss. Richtig verstanden führen sie zu rechtem Handeln. Insofern sind sie alle auch moralische Schulen. Wer ihrem Wortlaut und ihren Ritualen anhaftet, sich also an Äußerlichkeiten festhält, entkleidet sie ihres Sinns und macht aus ihnen exoterische Religionen.
Selbstverständlich kann jeder das Große Werk auch ohne Hilfe einer Tradition beginnen, denn die Wirklichkeit steht uns allen zur Erkundung offen. Schattenarbeit, Traumatherapie, Meditation, und Kontemplation sind hilfreiche Mittel zu diesem Zweck. Erfahrungsgemäß tun sich Menschen mit dem Einstieg jedoch leichter, wenn sie durch Fortgeschrittene auf dem Pfad Hinweise bekommen, wo es interessante Zusammenhänge zu entdecken gibt.
…so außen
Das Äußere Große Werk ist die mühsame Aufgabe, andere dazu zu bewegen, das Innere Große Werk zu tun. Wir helfen ihnen, zu erkennen, inwiefern sie fremdbestimmt denken, fühlen und handeln und ihnen Wege zur Selbstbestimmtheit zu zeigen. Wer glaubt, Fremdbestimmung sei natürlich, unvermeidlich, notwendig und nützlich, hängt einer Religion an, die geistige und körperliche Unfreiheit predigt. Er legitimiert seine eigene Versklavung und die seiner Nächsten.
Das Wort Religion stammt von der lateinischen Wurzel religare (festhalten, zurückhalten, anbinden). Es bezeichnet im naturrechtlichen Zusammenhang nicht nur die kulturellen Religionen (Christentum, Islam, Hinduismus etc), sondern jedes Glaubenssystem, das unhinterfragbare Selbstverständlichkeiten beinhaltet. Dabei kann es sich um den Glauben an die Legitimität von Regierung handeln, um Autoritätsgläubigkeit, den dogmatischen Glauben an ein heiliges Buch, den ungeprüften Glauben an die Aussagen spiritueller Lehrer, den Glauben an einen intrinsischen Wert des Geldes, an ein bestimmtes Weltbild oder eine Ideologie, an die Korrektheit wissenschaftlicher Erkenntnisse, an ein medizinisches Paradigma, an Medienmeldungen, an Schwarmintelligenz, Mehrheitsmeinungen usw.
Solche religiösen Überzeugungen behindern den Fortschritt des Bewusstseins, weil sie die eigene Erkenntnis der Wahrheit und des Naturgesetzes durch Dogmen ersetzen. Unabhängig von der Größe der Schnittmenge des Dogmas mit der Wirklichkeit verweilt der Gläubige in Ignoranz. Denn echtes Wissen stammt aus eigener Anschauung, Deduktion und Erfahrung. Es basiert nicht auf Vertrauen in die Aussagen Anderer, nicht auf Gefühlen, Einschätzungen oder Vermutungen und auch nicht auf dem Glauben an Überlieferungen.
Kurz gesagt soll das Große Werk die Menschen dazu bewegen, ihre Religionen aufzugeben, damit sie selbst und andere frei werden können. Mit diesem Ziel im Geist können wir wiederum die fünf Schritte der Initiation anwenden: 1. belügen wir uns nicht länger selbst über den Zustand der Welt: Er ist weder rosarot noch hoffnungslos, sondern bedarf dringend unserer Hinwendung; 2. träumen wir nicht von einer magischen Erlösung durch Politiker, Außerirdische, Engel, neue Technologien oder ein spontanes Erwachen, sondern erkennen die Erfordernis unseres persönlichen Einschreitens; 3. begeben wir uns auf die Suche nach den Grundlagen und Implikationen des gegenwärtigen Zustandes und erarbeiten Wege, auf denen wir Menschen wahre Moralität lehren können; 4. nutzen wir die Erfahrungen der Vergangenheit, ohne sie furchtsam oder hoffnungsvoll auf die Zukunft projizieren; 5. setzen wir daher unsere Pläne ohne Zögern in die Tat um. Dabei können und sollen wir uns auch moderner technischer Hilfsmittel bedienen.
Es ist im Auge zu behalten, dass wir nicht die Einpauker, Päpste, Richter oder Vormünder sind, sondern Vorbilder und Wegweiser. Die Dogmen der alten Religionen dürfen nicht durch neue Dogmen ersetzt werden. Der Weigerung zu lernen darf nicht mit Zwang begegnet werden. Nur die selbständige Erkenntnis der Wahrheit führt zu wahrer Moralität, dh der Erkenntnis des objektiven Unterschieds zwischen Richtig und Falsch. Ziel ist die freiwillige Selbstunterwerfung unter das, was richtig, also gerecht ist.
Moral ist nicht das, was man von anderen einfordert, sondern die Selbstbeschränkung, die man sich auferlegt. Das andere nennt sich Bigotterie. Daran ändert sich nichts, wenn man ein Dutzend Kränze mit Aufschriften wie „Weltrettung“, „Klimaschutz“ oder „Menschenrechte“ darum hängt.
– Die Nesthäkchen und der Weltfrieden. Warum bringt Erziehung heute so wenige Erwachsene hervor / Dagmar Henn in: Weltexpress, 18.8.2024
Der amerikanische Autor Tom Blue Wolf, der ein Stammesmitglied der Muscogee aus dem Südosten der USA ist, benutzt die Metapher des Leuchtturms. Leuchttürme rennen nicht hektisch über die Insel, um Leute zu retten. Sie stehen ruhig im Sturm, bereit, den Aufmerksamen die Richtung zu weisen.
Warum
Die Zahl der vorgeschlagenen Lösungen für die gegenwärtige Menschheitskrise ist unüberschaubar: Reformen einzelner Subsysteme, neue Gesetze, bessere Regierungen, andere Staatsformen, bessere Technik – der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Auch in der sogenannten Freiheitsbewegung verbreiten sich diverse Ideen: Permakultur, intentionale Gemeinschaften, freie Energie, freie Software oder politische Revolutionen sollen mit überkommenen Systemen aufräumen. Doch das ist zu kurz gedacht.
Zwar sind solche angewandte Techniken nützliche begleitende Mittel zur Vorbereitung auf eine neue Seinsweise. Für sich genommen stellen sie jedoch keine Lösungen dar! Selbstversorger und Prepper, die nur auf das eigene Überleben achten, schauen zu, wie das Unrecht sich weiter ausbreitet. Ein mit freien Energiequellen ausgestatteter Egoist nutzt den technischen Fortschritt, um sich einen Vorteil gegenüber anderen zu verschaffen. Pazifistische Konfliktlösungsmethoden können von Soziopathen benutzt werden, um eine Gruppe zu dominieren. Nach dem Sturz einer Regierung übernimmt ein neues Team von Usurpatoren die Macht – heute in Nepal wie unzählige Male zuvor in der Weltgeschichte.
Sämtliche Erneuerungen im Bereich der gesellschaftlichen Organisation, der Technologie, der Verteilung von Gütern usw., die nicht unter strikter Einhaltung naturrechtlicher Moralprinzipien angewendet werden, sind zum Scheitern verurteilt, denn Fortschritt ohne moralische Verantwortung befreit nicht; er trägt zur fortschreitenden Versklavung bei. Genau darum wird ja immer wieder beklagt, dass der Mensch trotz aller Hochtechnologie noch genauso barbarisch handelt wie ehedem. Die Leute wissen sehr genau, was sie auf materieller Ebene wollen, aber sie kümmern sich nicht um die moralischen Implikationen ihrer Handlungen und der Hilfsmittel, die sie benutzen. Nicht trotz sondern wegen verbesserter Technologie arbeiten wir mehr statt weniger, sind unsere Lebensgrundlagen bedroht, werden wir umfassender zensiert und überwacht, sind wir höherem Katastrophenpotenzial ausgesetzt, sterben mehr Menschen denn je in Kriegen, Genoziden und an Krankheiten, die es vor kurzer Zeit noch gar nicht gab.
Die gegenwärtige Krise ist nicht technischen sondern geistigen Ursprungs. Sie stellt uns vor ganz andere Herausforderungen, als die Frage, auf welchem Wege man schneller und günstiger mehr Nahrung, Wohnfläche, Feuerkraft, Rohstoffe etc bekommt.
Vor jeglichem Handeln muss stets geklärt werden, ob es anderen fühlenden Wesen Schaden initiiert oder nicht, und dazu muss man den objektiven Unterschied zwischen Richtig und Falsch kennen. Nichts anderes kann uns vor den negativen Folgen unseres kollektiven Verhaltens bewahren. Die gute Nachricht: Alles dazu nötige Rüstzeug besitzen wir von Geburt an. Es ging also noch nie darum, etwas Neues zu tun, zu erfinden oder einzuführen, sondern einfach alles zu unterlassen, was Schaden initiiert. Diese Erkenntnis zu gewinnen, anzuwenden und seinen Nächsten zu lehren ist Inhalt des Großen Werks.
Angesichts der galoppierenden Ignoranz, Unmoral und damit Versklavung eines Großteils der Menschheit braucht das Große Werk viele Stimmen. Schweigen ist keine moralisch korrekte Option. Du hast nicht das Recht, Dein Wissen für Dich zu behalten. Es ist die Aufgabe der Initiierten, andere zu inspirieren, sich den Aufklärungsbemühungen anzuschließen und Naturrechtslehrer zu werden. Jene, die durch unmoralische Taten auffallen, darfst und musst Du auf die Ignoranz hinweisen, die ihrem Verhalten zugrunde liegt. Aber es ist nicht Dein Recht, sie dazu zu zwingen, denn, so Manly P. Hall:
Der Mensch muss seiner Natur und seinem Begehren folgend zu etwas heranwachsen, und dieses Wachstum muss durch konstanten inneren Wandel erfolgen… Jede helfende Bemühung würde in Behinderung resultieren. Jeder Versuch der Kontrolle oder Lenkung würde das natürliche Wachstum der Person vereiteln und sie notwendigerweise in eine Abhängigkeit treiben, bei der der Schwächere ein Sklave des Stärkeren ist…
Menschliche Fähigkeiten, die sich nach und nach entwickeln müssen, würden gestört, wenn – weshalb auch immer – das Individuum von plötzlicher Erleuchtung ereilt würde, obwohl diese aufgrund seiner Natur nicht gerechtfertigt wäre. Folglich muss jeder Grad der Erkenntnis, jeder Grad der Einsicht verdient sein. Alles Lernen muss aus einem Verlangen nach Wissen hervorgehen. Es kann nicht durch diktatorisches Einprägen von Wissen entstehen, selbst wenn das Wissen korrekt ist. Die Erfahrung des Entdeckens ist essenziell für das bewusste Wachstum jedes Wesens. Wenn man ihm diese Erfahrung durch Rechthaberei oder Zwang nimmt, betrügt man das Wesen um sein eigenes unvermeidliches Begehren. Es kann nicht Aufgabe der esoterischen Schule sein, den Menschen vor sich selbst zu retten oder ein Wesen mit Gnade zu überschütten, dessen eigenes Verhalten das nicht rechtfertigt oder dessen eigener Antrieb es nicht von allein dazu gebracht hat. Durch Glaubenslehre ist eine solche Zuteilwerdung unmöglich und es wäre keinesfalls die Zeit angebrochen, da der zehnte Avatar [Kalki] ruhmreich erscheint; denn selbst wenn dies in sofortigem Weltfrieden resultierte, wäre der Zweck der Evolution verhindert worden. Der Zweck der Evolution ist ein friedliches Ende, aber dieser Friede muss aus dem sich entfaltenden Bewusstsein des Individuums erwachsen, nicht aus diktatorischen Gesetzen autoritärer Mächte.
– Manly P. Hall, H.P.Blavatsky‘s Secret Doctrine, Lecture May 16, 1962, 1:25:24–1:28:17
Lass mich wissen, was Du für das Große Werk tust. Was hast Du unternommen, erfolgreich oder nicht? Hast Du Fragen? Zweifel? Bedenken?
[Inspiriert von Will Kellers Vortrag „Initiation into the One Great Work“]
