Episode 37: Das 3. hermetische Prinzip der Schwingung bzw. Vibration

„Nichts ruht, alles bewegt sich; alles schwingt.“

Das Kybalion

Das große dritte hermetische Prinzip – das Prinzip der Schwingung – enthält die Wahrheit, dass in allem im Universum sich Bewegung manifestiert dass nichts in Ruhe ist – dass alles sich bewegt, schwingt und kreist. Dieses hermetische Prinzip wurde von einigen der alten griechischen Philosophen erkannt, welche es in ihr System einbauten. Dann aber verloren es die Denker außerhalb der hermetischen Reihen für Jahrhunderte aus den Augen. Im neunzehnten Jahrhundert aber wurde die Wahrheit von der physikalischen Wissenschaft wieder entdeckt, und die wissenschaftlichen Entdeckungen des zwanzigsten Jahrhunderts haben neue Beweise für die Richtigkeit und Wahrheit dieser Jahrhunderte alten Lehre geliefert.

Die hermetischen Lehren sagen uns, dass nicht nur alles in fortwährender Bewegung und Schwingung ist, sondern dass die Unterschiede zwischen den einzelnen Manifestationen der universalen Kraft nur in den verschiedenen Maßen und Arten der Schwingungen bestehen. Aber nicht nur dies, sogar das All, in sich selbst, manifestiert eine fortwährende Schwingung von so unendlicher Intensität und so schneller Bewegung, dass es praktisch als in Ruhe befindlich angesehen werden kann; die Lehrer machen die Schüler auf die Tatsache aufmerksam, dass sogar auf der physischen Ebene ein Gegenstand, der sich rasch bewegt (z. B. ein sich drehendes Rad) uns ruhig erscheint. Nach den hermetischen Lehren ist „Spirit“ an einem Pol der Schwingung, am anderen Pol sind gewisse Formen von Materie. Zwischen diesen beiden Polen sind Millionen über Millionen verschiedener Schwingungsmaße und Schwingungsarten.

Die moderne Wissenschaft hat bewiesen, dass alles, was wir Materie und Energie nennen, nur „Arten schwingender Bewegung“ sind, und manche fortschrittliche Gelehrte nähern sich rasch der Ansicht der Okkultisten, welche auch die Phänomene des Geistes für Arten von Schwingung oder Bewegung halten. Sehen wir zu, was die Wissenschaft über die Schwingungen in Materie und Energie zu sagen hat.

Fürs erste lehrt die Wissenschaft, dass alle Materie in gewissem Grade die Schwingungen manifestiert, die durch Temperatur oder Wärme entstehen. Ist ein Gegenstand heiß oder kalt – beides sind nur Grade desselben Dinges -, er manifestiert gewisse Wärmeschwingungen und ist in diesem Sinne in Bewegung und Schwingung. Vom Partikel bis zu den Sonnen sind alle Teile der Materie in kreisender Bewegung. Die Planeten drehen sich um die Sonne und viele von ihnen drehen sich um ihre eigene Achse. Die Sonnen bewegen sich um größere Mittelpunkte, von diesen Mittelpunkten glaubt man, dass auch sie sich um noch größere bewegen und so weiter, bis ins Unendliche. Die Moleküle, aus denen die einzelnen Arten der Materie zusammengesetzt sind, sind in einem Zustand fortwährender Schwingung und Bewegung umeinander und gegeneinander. Die Moleküle sind aus Atomen zusammengesetzt, welche gleicherweise in einem Zustand andauernder Bewegung und Schwingung sind. Die Atome sind aus Teilchen zusammengesetzt, welche auch in einem Zustand rascher Bewegung sind, sich umeinander drehen, und eine sehr rasche Schwingungsart manifestieren. So sehen wir, dass – in Übereinstimmung mit dem hermetischen Prinzip der Schwingung – alle Formen der Materie Schwingung manifestieren. Und so ist es auch mit den verschiedenen Formen der Energie. Die Wissenschaft lehrt, dass Licht, Wärme, Magnetismus und Elektrizität nur Formen schwingender Bewegung sind, in gewisser Weise mit dem Äther zusammenhängend, wahrscheinlich vom Äther ausgehend…

Der universale Äther, der von der (damaligen) Wissenschaft vorausgesetzt wird, ohne dass sie seine Natur klar verstehen würde, wird von den Hermetikern als eine höhere Manifestation dessen angesehen, was irrtümlich Materie genannt wird – das will sagen, als Materie von höherem Schwingungsgrad – und wird von ihnen „ätherische Substanz“ genannt. [Heute reden sie von „Dunkler Materie“ und „Dunkler Energie“] Die Hermetiker lehren, dass diese ätherische Substanz von außerordentlicher Dünnheit und Elastizität ist, den universalen Raum durchdringt und als Übertragungsmedium für Wellen schwingender Energie (Wärme, Licht, Elektrizität, Magnetismus usw.) dient. Die Lehren gehen dahin, dass die ätherische Substanz ein Bindeglied ist zwischen den als „Materie“ bekannten Formen schwingender Energie einerseits und „Energie und Kraft“ andererseits; auch dass sie einen nach Maß und Art vollständig eigenen Schwingungsgrad manifestiert.

Um die Wirkung zunehmender Schwingungsmaße zu zeigen, haben die Gelehrten die Illustration durch ein Rad, durch einen Kreisel oder einen Zylinder in rascher Bewegung gewählt. Es wird dabei vorausgesetzt, dass ein Rad, ein Kreisel oder ein sich drehender Zylinder mit geringer Geschwindigkeit läuft – wir wollen bei der Besprechung des ganzen Vorgangs dieses sich drehende Ding „den Gegenstand“ nennen. Nehmen wir also an, der Gegenstand bewege sich zunächst langsam. Man kann die Bewegung gut sehen, aber kein Laut von dieser Bewegung erreicht unser Ohr. Die Geschwindigkeit nimmt nach und nach zu.

Nach einigen Augenblicken wird die Bewegung so schnell, dass ein tiefes Brummen oder eine tiefe Note hörbar wird. Wenn dann die Geschwindigkeit noch weiter wächst, wird ein der musikalischen Tonleiter angehörender Ton erzeugt. Bei weiterer Steigerung der Geschwindigkeit kann man den nächst folgenden Ton unterscheiden. Und so kommen – einer nach dem andern – alle die Töne der Tonleiter, je mehr die Bewegung sich steigert, desto höher werden die Töne. Wenn die Bewegung schließlich einen gewissen Grad erreicht hat, ist der höchste,für das menschliche Ohr noch vernehmbare Ton erreicht, der schrille, durchdringende Schrei erstirbt und Stille folgt. Kein Laut des sich drehenden Gegenstandes wird gehört, da das Maß der Bewegung so hoch geworden ist, dass das menschliche Ohr die Schwingungen nicht mehr aufnehmen kann. Dann empfinden wir zunehmende Wärme. Nach einiger Zeit erreicht das Auge einen flüchtigen Schimmer des Gegenstandes, der eine trübe, stumpfe rötliche Farbe angenommen hat. Mit wachsender Geschwindigkeit wird das Rot heller und geht später in Orange über. Dann folgen nach und nach die Schattierungen von Grün, Blau, Indigo und schließlich Violett. Die Geschwindigkeit nimmt immer weiter zu. Es vergeht das Violett, alle Farben verschwinden, das menschliche Auge kann sie nicht aufnehmen. Vom sich drehenden Gegenstand gehen aber unsichtbare Strahlen aus, die Strahlen, die in der Photographie verwendet werden und noch andere feine Lichtstrahlen. Dann beginnen sich besondere, als Röntgenstrahlen bekannte Strahlen zu manifestieren, da sich die Körperbeschaffenheit des Gegenstandes geändert hat. Wenn das zugehörige Schwingungsmaß erreicht ist, werden Elektrizität und Magnetismus ausgesendet.

Wenn dann der Gegenstand ein bestimmtes Schwingungsmaß erreicht hat, zerfallen seine Moleküle und lösen sich in die ursprünglichen Elemente und Atome auf. Dem Prinzip der Schwingung folgend, werden die Atome in die zahllosen Teilchen (Elektronen), aus denen sie zusammengesetzt sind, getrennt.

Und schließlich verschwinden auch die Elektronen und man kann sagen, der Gegenstand wird aus der ätherischen Substanz zusammengesetzt. Die Wissenschaft wagt es nicht, die Illustration noch weiter zu verfolgen, die Hermetiker aber lehren, dass, wenn die Schwingungen andauernd anwachsen würden, der Gegenstand die folgenden Manifestationsstadien erreichen würde und der Reihe nach die verschiedenen mentalen Stufen manifestieren würde, dem „Spirit“ immer näher käme und endlich wieder ins All eingehen würde, das absoluter Spirit ist. Lange bevor er die Stufe ätherischer Substanz erreicht hat, hat der „Gegenstand“ jedoch aufgehört, ein „Gegenstand“ zu sein.

Andererseits aber ist die Illustration doch richtig, sofern sie die Wirkung andauernd gesteigerten Schwingungsmaßes zeigt. Bei der oben gegebenen Illustration darf man nicht vergessen, dass in den Stadien, in denen der „Gegenstand“ Schwingungen von Licht, Wärme, usw. aussendet, er nicht wirklich in diese Energieformen aufgelöst wurde (diese Energieformen stehen auf einer viel höheren Stufe); er erreicht einfach einen Schwingungsgrad, in welchem diese Energieformen, bis zu einem gewissen Grad, von den beschränkenden (confining, ihn begrenzenden) Einflüssen seiner Moleküle, Atome und Elektrone befreit werden. Obwohl diese Energieformen viel höher stehen als Materie, sind sie doch in die materiellen Verbindungen eingeschlossen dadurch, dass sie sich durch materielle Formen manifestieren und sie gebrauchen. Dadurch aber werden sie in ihre Schöpfungen materieller Formen verwickelt und eingesperrt, was bis zu einem gewissen Grad bei allen Schöpfungen der Fall ist: die schöpferische Kraft wird in ihre Schöpfung involviert.

Die hermetischen Lehren gehen aber viel weiter als die moderne Wissenschaft. Sie lehren, dass alle Manifestationen von Gedanken, Gefühlen, Verstand, Wille oder Wunsch, oder mentalen Zuständen und Beschaffenheiten von Schwingungen begleitet werden, von denen ein Teil ausgesendet wird und den Geist anderer Personen durch „Induktion“ beeinflussen kann. Dies ist das Prinzip, das die Erscheinungen der „Telepathie“ hervorruft, mentalen Einfluss und andere Formen von Wirkung und Macht von Geist über Geist….

Jeder Gedanke, jedes Gefühl oder jeder mentale Zustand hat sein entsprechendes Maß und seine entsprechende Art der Schwingung. Und durch eine Anstrengung des Willens der Person selbst oder anderer Personen können diese mentalen Zustände reproduziert werden, ebenso wie ein musikalischer Ton erzeugt werden kann, indem man ein Instrument in einem bestimmten Maße schwingen lässt, – wie auch eine Farbe auf dieselbe Weise reproduziert werden kann. Durch die Kenntnis des Prinzips der Schwingung, angewendet auf mentale Phänomene, kann man seinen Geist auf jeden erwünschten Schwingungsgrad polarisieren, und so eine vollkommene Herrschaft über seine mentalen Zustände, Stimmungen usw. erlangen. Auf dieselbe Weise kann man auch den Geist anderer beeinflussen, indem man die gewünschten, mentalen Zustände in ihnen hervorruft. Kurz gesagt, man kann fähig sein, auf dem mentalen Ebene das hervorzurufen, was Wissenschaft auf dem physischen Ebene erzeugt, nämlich „Schwingungen nach dem Willen“. Diese Macht kann man natürlich nur durch besonderen Unterricht, durch Übungen und durch Praxis usw. erlangen, denn sie ist die Wissenschaft mentaler Transmutation, ein Zweig der hermetischen Kunst.

Ein kurzes Überlegen dessen, was wir gesagt haben, wird dem Schüler zeigen, dass das Prinzip der Schwingung den wunderbaren machtvollen Phänomenen zugrunde liegt, welche von den Meistern und Adepten manifestiert werden. Die Meister und Adepten können scheinbar die Naturgesetze unwirksam machen, in Wirklichkeit aber gebrauchen sie nur ein Gesetz gegen ein anderes; ein Prinzip gegen andere Prinzipien. Sie erzielen ihre Erfolge dadurch, dass sie die Schwingungen von materiellen Gegenständen oder von Energieformen verändern, und so das vollbringen, was gewöhnlich „Wunder“ genannt wird. Sehr wahr sagt ein alter hermetischer Schriftsteller: „Wer das Prinzip der Schwingung versteht, hat das Szepter der Macht erlangt.“

Die antiken Schriften nennen „Schwingung“ „Bewegung“:

7 … Die Geschwindigkeit seiner (des Kosmos) Bewegung bewirkt die Vielfalt der Geschöpfe.

– Corpus Hermeticum, IX: Über Denken und Wahrnehmung, Vers 7, übers.v. Karl-Gottfried Eckart

Auch der Lebenszyklus ist eine Form der Schwingung, und man kannte das Prinzip der Energieerhaltung:

18 … Was im Kosmos ist, bewegt sich: Entweder wird es kleiner, oder es wächst. Was sich bewegt, lebt auch. Alles Lebende bleibt nicht zwangsläufig sich selbst gleich. Weil der Kosmos im Ganzen umfassend ist, bleibt er unveränderbar, mein Kind; dagegen sind alle seine Teile veränderbar. Nichts kann verderben oder untergehen, nur verwirren die Begriffe die Menschen. Nicht Werden ist Leben, sondern Wahrnehmung, nicht Veränderung Tod, sondern Vergessen.

– Corpus Hermeticum, XII: Hermes Trismegistos an Thoth: Über den allgemeinen Urgedanken, Vers 18, übers.v. Karl-Gottfried Eckart;

John Baines kommentiert – mit Bezug auf das vierte Gesetz der Hermetik, die Polarität:

„Nichts ruht, alles bewegt sich, alles vibriert“. – Das Kybalion

Nichts bleibt still stehen. Materie, Energie und Geist sind nur das Ergebnis unterschiedlicher Schwingungszustände. Der Geist stellt den äußersten Pol der schnellsten Schwingungen dar (160)

Der andere Pol wird von der extrem dichten Materie gebildet. Die Hermetik besagt, dass es zwischen den beiden Polen Millionen und Abermillionen verschiedener Intensitäten und Schwingungsformen gibt… Licht, Wärme, Magnetismus und Elektrizität sind nur verschiedene Schwingungsformen… Unsere Gedanken, Emotionen, Wünsche oder Impulse sind nur Schwingungszustände… Krankheit ist Disharmonie, und der Tod ist der Bruch des schwingenden Zusammenhalts der biologischen Systeme. (161)

— John Baines, The Stellar Man

Das elektromagnetische Spektrum beträgt 0,005% der universellen Bandbreite. Das sichtbare Licht wiederum ist nur ein winziger Teil des elektromagnetischen Spektrums..

Die höchste Vibration ist so schnell, dass keine Bewegung mehr wahrnehmbar ist. Die niedrigste Vibration ist so langsam, dass keine Bewegung mehr wahrnehmbar ist. (s. Polarität, als Uroboros dargestellt)

Jeder Mensch, der in seinen persönlichen Zielen erfolgreich sein will oder der seine Fähigkeit, Dinge zu erreichen, erhöhen will, sei es geistig oder materiell, muss durch Selbstdisziplin seine Schwingungen erhöhen, um nicht von dem, was „Pech“ oder Unglück genannt wird, betroffen zu sein. (164)

Mit Hilfe des Schwingungsprinzips ist es möglich zu verstehen, dass Flüche tatsächlich existieren, aber nichts Übernatürliches an sich haben; sie sind nur die Verdichtung und Projektion von kraftvollen, zerstörerischen Schwingungen. Das gleiche Phänomen gibt es auch bei Segnungen, aber es wirkt umgekehrt. (165)

— John Baines, The Stellar Man

Flüche und Segnungen sind jedoch nicht einfach ziellose verbale Willensäußerungen, sondern müssen, um Wirkung zu erzielen, die richtigen Schwingungen auf einer höheren Ebene – jener der Ursachen – auslösen. Diese Kunst nennt man „Magie“. Man unterscheidet weiße und schwarze Magie: die eine nutzt kosmische Kräfte, um sich mit dem göttlichen WILLEN zu harmonisieren; die andere zielt auf die Durchsetzung des persönlichen Willens ab.

Literatur:

  • Das Kybalion / Die drei Eingeweihten
  • Das Corpus Hermeticum, einschl. d. Fragmente d. Stobaeus / a.d.Griech.v. Karl-Gottfried Eckart
  • The Stellar Man / John Baines

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