Episode 61: Atheismus

Wir berühren heute eine heiß umstrittene Frage: Gibt es Gott oder nicht? – Womit wir sogleich bei der nächsten Frage angelangen: Was verbindet man mit diesem Wort? Und schwuppdiwupp landet man in wahlweise ideologischen oder theologischen Anfeindungen, in der beide Seiten einander mit größter Verachtung behandeln. Das bringt uns nicht weiter.

Dass religiöse Fragen genau wie Politik die Menschen entzweien liegt an ihrer Natur: Beide haben wenig mit der Wirklichkeit zu tun. Ob CDU, SPD oder AFD, ob Christentum, Islam oder Atheismus, es handelt sich um Präferenzen, die auf Glauben basieren. Ich möchte im Folgenden einige Gedanken präsentieren, die weder dem einen noch dem anderen Lager – Theismus und Atheismus – Recht geben, sondern zu einer Synthese führen.

Kritik an den etablierten Religionen ist heutzutage allgegenwärtig. Sie kann mit guten Argumenten aufwarten. Anders sieht es mit Kritik an dem latenten oder ausdrücklichen Atheismus, der sich in westlichen Gesellschaft breit macht, aus. Die heutige Bannbrecher-Episode soll diese Lücke schließen, um zu einer integralen Sichtweise zu gelangen.

Ich bin also weder hier, um Gläubige zu erschüttern, noch um Atheisten zum Glauben zu bekehren, sondern um mit falschen Annahmen aufzuräumen und sie durch nützliche Annahmen zu ersetzen.

Formen des Atheismus

atheos [griech.] = ohne Gott; -ismus [griech.]: Lehre, Denk-Richtung, Ideologie, Glaubens-System, Eigentümlichkeit, Zustand;

Atheismus = eine gottlose Ideologie, ein gottloser Glaube.

Atheismus (landläufig) auch i.Ggs.z. Theismus als dem Glauben an einen Gott, der in die Geschicke der Menschen eingreift (nicht zu verwechseln mit Deismus).

Die weitaus häufigste Form des Atheismus schüttet das Kind mit dem Bad aus. Sie basiert auf dem dialektischen Gegenteil gelebter Religion, d.h. eigentlich abgelehnt wird nicht Gott sondern der Umgang anderer Menschen mit Religiosität, nämlich die von religiösen Organisationen verübte Gewalt (Kirchensteuer, Kreuzzüge, Hexenverbrennung, Sharia usw.) und das unvernünftige Verhalten einzelner Bekenner eines Glaubens (etwa Selbstgeißelung, magisches Denken oder Hass gegen Andersgläubige). Diese Form sollte eigentlich „Areligiosität“ genannt werden ([konfessionelle] Ungebundenheit, von lat.: a- = nicht, -un; re- = zurück; ligare = halten, binden), denn Gott kommt hier nur durch ungerechte Kontaktschuld ins Spiel. Wer Konfessionalität ablehnt, braucht nicht notwendigerweise Gottes Existenz verneinen.

Die weniger häufige, aber häufiger werdende Form besteht im rationalen, materialistisch-positivistischen Atheismus. Dieser besagt, da jenseits der materiellen Gegebenheiten keine spirituelle Domäne nachzuweisen sei – und dies auch nicht nötig sei, um die Phänomene der Welt zu erklären –, sei die Annahme der Existenz eines höheren Wesens irrational und unnötig. Wichtige Vertreter dieser Richtung finden wir in Richard Dawkins und Carl Sagan. Die Abwesenheit von Beweisen für Gottes Existenz ist allerdings kein Beweis gegen die Existenz Gottes. Ein solcher Beweis gegen die Existenz Gottes wurde bisher nicht geliefert. (Vielmehr weisen Logik und Wahrscheinlichkeit eher auf das Gegenteil hin.)

Ehrlicher wäre es, in Ermangelung von Beweisen zu sagen: „Ich weiß es mangels Beweisen nicht.“ (Agnostizismus, v.Griech.: a- = nicht; gnoeo = wissen), während jene Menschen, die eine göttliche Kraft spüren, tatsächlich etwas wissen, unabhängig davon, ob sie ihre Wahrnehmung korrekt interpretieren oder nicht.

Theismus und Atheimus – „Ich glaube an Gott“ bzw. „Ich glaube nicht an Gott“ – sind dagegen falsche „Wahlmöglichkeiten“. Sie treffen eine religiöse Aussage und setzen Meinung anstelle des Wissens. Beide übersehen wichtige Anteile der Wirklichkeit. Dies führt zu Konflikten mit anderen Menschen sowie den natürlichen Gegebenheiten, und das wird in großem Umfang benutzt, um Bevölkerungen zu manipulieren („Teile und herrsche“).

Falsches Denken ist DAS zentrale Problem dieser Welt, denn es führt unweigerlich zu falschem, d.h. unmoralischem, Handeln und damit zu gewaltinduziertem Schaden.

Deismus

In dieser Sendung soll nicht der Versuch unternommen werden, Theismus oder Atheimus zum Gewinner der Debatte um die Existenz Gottes zu küren. Vielmehr möchte ich zeigen, dass wir uns, erstens, nicht auf eine dieser beiden Haltungen festlegen müssen (s.o.), dass, zweitens, der freie Gebrauch der geistigen Fähigkeiten des Menschen brauchbarere Aussagen über die Natur des Seins erlaubt, als Theismus und Atheismus zusammen, und dass, drittens, Deismus, die Vermutung der Existenz Gottes tatsächlich nützlicher ist als die des Gegenteils.

Deismus (v.Lat.: deus = Gott) ist die begründete Auffassung, dass das Leben, das Universum und die Naturgesetze zu perfekt zusammenwirken, als dass sie purer Zufall sein könnten. Sie wurden geschaffen, und ihren Schöpfer nennen wir u.a. „Gott“. Tatsächlich sind Gott und die Schöpfung eins, und damit sind auch Geist und Materie letztlich eins. Obwohl Gott zu groß ist, als dass wir ihn zur Gänze erfassen könnten, lassen sich über ihn Erkenntnisse wie diese aus Beobachtung und Logik ableiten (e33).

Gottes direktes Eingreifen in menschliche Geschicke ist nicht nötig, denn die Schöpfung ist perfekt. Wir sind mit Freiheit und mit genug Bewusstsein ausgestattet, um die Folgen unseres Tuns abzusehen. „Negative“ Erfahrungen und das Böse sind keine Gottesstrafe oder Grausamkeit sondern die notwendige Folge von Handlungen, die in die perfekte, lebensfördernde Harmonie der universellen Gesetze einzugreifen versuchen – und eine Möglichkeit, diese Gesetze besser zu verstehen. Gott teilt uns dies durch seine Schöpfung selbst mit, spricht zu uns durch die göttliche Ordnung, nicht in schriftlichen Offenbarungen. Letztere können bestenfalls die Verschriftlichung von Botschaften sein, die Menschen durch Beobachtung der Wirklichkeit gelesen haben.

Nochmals: Ich möchte niemand zur Änderung seines Glaubens überzeugen. Glaube kann weder durch Information noch durch Logik erschüttert werden. Daher präsentiere ich die Themen bei Bannbrecher & Dammbrecher auf eine Weise, dass religiöse wie areligiöse Menschen meiner Argumentation folgen können. Naturrecht ist keine Glaubensfrage! Interessanterweise landen Menschen, wenn sie sich intensiver damit beschäftigen, in der Regel bei einer klaren Beantwortung der Fragen, die ich eingangs gestellt habe (e30, e31, e47, e56, e58).

Atheistische Positionen

  • Es gibt keinen Gott, keinen Spirit, keine Seele, kein Bewusstsein, keinen Geist. Alle Existenz ist daher materiell.
    • Der Atheismus hat hierfür keine Beweise, denn die sinnlichen und technischen Fähigkeiten des Menschen sind begrenzt (e37). Die Behauptung, dass alles, was existiert, messbar sein muss, ist bereits ein religiöses Dogma.
    • Dem gegenüber steht ein weites Feld unzähliger entgegengerichteter spiritueller und parapsychologischer Erfahrungen. Dieses wird als subjektiv-illusorisch bezeichnet, was keinen Sinn ergibt und wiederum der Beweise mangelt.
    • Der dogmatische Atheismus ist eine selbstreferenzielle „Wissenschaft“. Weil Atheisten nicht an Gott glauben, verleugnen sie die spirituelle Dimension und verweigern sich den geeigneten Forschungsmethoden, weswegen sie kein größeres Bewusstsein im Universum finden können (e30). Sie verweilen auf der niedrigsten, der materiellen Bewusstseinsstufe, unfähig, höheres Leben zu erkennen.
    • Die Hermetik dagegen weist nicht nur durch Logik ein höchstes, göttliches Bewusstsein nach (e33, e34), sie schließt auf unendlich viele Bewusstseinsebenen jenseits des menschlichen (e35).
  • Der Natur liegt keine Intelligenz zugrunde. Das Universum ist ein Zufallsprodukt.
    • als ob etwas, das unendlich viel komplexer ist als jedes menschliche Produkt, einfach so entstehen könnte!
    • Zufall ist ein Begriff, der größere Denkfaulheit offenbart, als der dogmatische Glaube an ein päpstliches Dogma. Da das Universum klar erkennbaren Gesetzmäßigkeiten folgt, ist „Zufall“ ausgeschlossen. Es gibt ihn einfach nicht. Es gibt Willensentscheidungen, die regelgemäß zu Konsequenzen führen.
  • Das Universum hat, wie das Leben, weder Ziel, Zweck noch Sinn.
    • Wenn das Leben sinnlos ist, geht es nur um sinnloses Überleben. Dies ist eine rein furchtbasierte Daseinsform und nicht lebenswert. Sie ist psychisch belastend bis zum Zerbrechen. Und daran ändert auch grenzenlose Bespaßung nichts.
    • Das Universum schafft zunehmend komplexere Systeme. Es gibt hier nicht nur Entropie sondern aufgrund der Aktivitäten des Lebens auch Syntropie; es enthält nicht nur blinde Kräfte und taube Materie sondern Geist und Bewusstsein. Das ALL ist Geist, das Universum ist geistig.
  • Es gibt keine objektive Moralität.
    • Die objektive Existenz einer scharfen Trennlinie zwischen Richtig und Falsch wurde in dieser Sendung häufig genug nachgewiesen. Richtig und Falsch sind als objektive Ursachen anhand ihrer deterministischen Wirkungen erkennbar. Du hast die freie Entscheidung, ob du deinen Fuß in eine Schrottpresse stecken willst oder nicht; deine aus dieser freien Willensentscheidung resultierende Handlung existiert objektiv in der Welt und die Gesetze der Natur liefern ebenso objektiv unausweichlich die entsprechenden Konsequenzen. Du kannst das Recht deiner Mitgeschöpfe, nicht von dir geschädigt zu werden, beachten oder missachten und dabei zusehen, wie sie und andere künftig mit dir umspringen werden und wie sich dein Leben zunehmend in einen Hölle verwandelt, weil du als Teil der Gesellschaft zu deren moralischem Verfall beigetragen hast. Nichts hieran ist „beliebig“, „zufällig“ oder „subjektiv“.
    • Wenn dir nicht eindeutig klar ist, dass es den Gesetzen einer höheren Macht gemäß eine Wahl zwischen einem objektiven Richtig und Falsch, einem objektiven Gut und Böse gibt, stehen dem Missbrauch der Schöpfung Tür und Tor offen. Was hindert dich daran, dich (vermeintlich) zum Gesetzgeber, zum Recht-Fertiger aufzuschwingen, zum Schöpfer deiner eigenen, beliebigen, relativen Moral? Du könntest im Namen der „Sicherheit“ beispielsweise den Zugang zu natürlichen Heilmethoden verbieten oder die Tötung von 20.000 Kindern anordnen.
    • Relative Moral ist Nullmoral, denn sie versucht, durch menschlichen Willen die Gesetze des Universums bezüglich Ursache und Wirkung aufzuheben. Wegen genau dieses Versuches, der unweigerlich aus der Verleugnung der nicht-materiellen Wirklichkeit erwächst, handelt es sich beim Atheismus um eine satanische Religion. Satanismus leugnet die Wahrheit der göttlichen Ordnung, die Schönheit der göttlichen Schöpfung und die Güte der göttlichen Moral. Der Versuch, sie durch menschliche Ordnung, Technik und Regeln zu ersetzen, führt zum blanken Bösen: Narzissmus, Soziopathie, Sozialdarwinismus, Eugenik, Umweltzerstörung, Ausbeutung, Folter, Diktatur… Nazismus, Sozialismus, Kommunismus und Corona-Demokratur geben hierfür genügend Beispiel.

Schluss

Wie gesagt hege ich mit dieser Sendung keineswegs die Hoffnung, Andere direkt für ein deistisches Weltbild begeistern zu können – die Tatsache, dass wir um die Annahme eines wohlwollenden, die Naturgesetze gebenden Schöpfergottes nicht herumkommen. Menschen glauben, was sie wollen. Es wäre besser, sie wollten, was tatsächlich ist.

Denn dass dogmatische Religiosität im Lauf der Geschichte sehr viel Schaden angerichtet hat und zum Teil die beobachtbare Wirklichkeit verleugnet, wird selbst von ihren Vertretern kaum bestritten. Viel wichtiger ist daher die Erkenntnis, dass ihr vermeintliches Gegenteil, der vor allem in Europa um sich greifende Atheismus, selbst einen dogmatischen Glauben darstellt – einen gefährlichen dogmatischen Glauben. Denn seine Positionen sind unbewiesen, teilweise falsch und tragen zur vollständigen Zerstörung unserer Daseinsbedingungen und unserer Menschlichkeit bei. Der Mensch ist weder mangelhaft noch engelsgleich, sondern so, wie er dem Willen des Schöpfers bzw. den universellen Gesetzen gemäß sein soll. Er ist weder ein vom Hirncomputer gesteuerter Fleischroboter noch reiner Geist, und auch nicht das einzig intelligente, bewusste oder gar höchste Wesen, das es gibt. Solche Ideen sind losgelöst von der Wirklichkeit.

Ich möchte abschließend darauf hinweisen, dass es wenig intelligent scheint, Vorstellungen zu hegen, die menschlichen Erfahrungen widersprechen sowie direkt und indirekt die Zerstörung unserer physischen Existenz und unseres psychologischen Wohlbefindens bewirken. Zwar könnte all das allein schon genügende Hinweise auf die Falschheit materialistischer, positivistischer, mechanistischer, solipsistischer und der ihnen verwandten Ideologien wie z.B. Kommunismus liefern, aber vielleicht sollte ich es einmal so ausdrücken:

Wenn wir das intelligenteste Wesen auf Erden sein wollen – ein Wesen, das sich frei entscheiden kann –, und wenn wir tatsächlich an unserem Überleben interessiert sind, dann wäre es nötig, dass wir unser Denken und Handeln so ausrichten, als ob das stimmte. Dabei wäre es hilfreich, wenn wir von der Annahme ausgingen, jeder einzelne von uns sei einer höheren Macht verantwortlich, die absolute Gesetzmäßigkeiten bezüglich Richtig und Falsch vorschreibt. Denn dann könnten wir nicht länger Recht-Fertigungen für die Schädigung Anderer vorbringen, sondern müssten einsehen, dass der, der Schaden verursacht, sich letztlich selbst schädigt. Atheismus hingegen ist unintelligent, denn diese gottlose Religion führt zu Handlungen, die nicht nur unsere Freiheit sondern auch unser Überleben gefährden!

Literatur

  • Eine kurze Geschichte des Kosmos / Ken Wilber

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