Episode 71: Wissen

Die nächsten Wochen bei B&D werden intensiv. Die meisten meiner Sendungen waren so gestaltet, dass der Zuschauer die Wahl hatte, ob er in seiner materialistischen, idealistischen oder religiösen Haltung verharrt oder sich den jeweils anderen Sichtweisen auf die Welt öffnet. Es sollte inzwischen klar geworden sein, dass es viele Bezugspunkte, ja starke Korrespondenzen zwischen den verschiedenen Auffassungen von der Wirklichkeit gibt und eine ganzheitlichere Sichtweise angebracht wäre.

Ab der heutigen Episode wird dein Beharren auf einer materialistischen, idealistischen oder religiösen Haltung nachdrücklicher als je infrage gestellt, denn wir sollten unsere Aufmerksamkeit nun dem nicht-materiellen Sein des Menschen widmen. Das Wissen hierum ist fundamental für die Selbsterkenntnis und unerlässlich für eine realistische Analyse der conditio humana, aber die Konzepte hinter den hierfür erforderlichen Wörtern scheinen auf den ersten Blick nebulös, ungreifbar oder gar illusionär zu sein. Hört man Max Mustermann und Maria Musterfrau in ihren Alltagsgesprächen zu oder macht gar den Fehler, die Wikipedia darüber zu befragen, bekommt man den Eindruck, dass es sich um eine Fantasy-Welt handele, die sich aus frei erfundenen Elementen zusammensetze.

Jedoch besitzen Wörter wie Bewusstsein, Seele, Geist, Spirit, Holistik oder Wahrheit trotz vielfachen Missbrauchs bzw. schwammigen Gebrauchs „konkrete“ Gegenstücke in der wirklichen Welt, d.h. sie haben beobachtbare Wirkkraft. Man kann handfestes Wissen über sie in Erfahrung bringen. Mit ihrer Hilfe gelingt es erst, ein solides Fundament für ein Wissensgebäude und damit ein realistisches Weltbild zu schaffen, das wir jenseits unnötiger Zweifel gegen jeden Angriff verteidigen können – und zwar ohne uns auf schlaue Bücher, Experten, Autoritäten, Dogmen oder Mehrheiten berufen zu müssen.

Es geht in dieser und den kommenden Bannbrecher-Episoden also um die Frage, wie wir aus eigener Kraft zu brauchbarem Wissen kommen. Was aber ist Wissen?

Definition

Duden online:

1) Gesamtheit der Kenntnisse, die jemand (auf einem bestimmten Gebiet) hat [Bildung, Erfahrung];

2) Kenntnis, das Wissen von etwas [Partikularwissen, Kenntnisnahme]

Brockhaus (1986):

Wissen, der Inbegriff von (in erster Linie rationalen, übergreifenden) Kenntnissen; dabei auch das Innewerden einer spezifischen Gewißheit (Weisheit); philosophisch die begründete und begründbare Erkenntnis (grch. episteme), im Unterschied zur Vermutung und Meinung (grch. doxa) oder zum Glauben; als Glaubensgewißheit aber auch ein die Endlichkeit übersteigendes irrationales W., im vertieften Grad als Verbundenheit mit dem höchsten Sein (unio mystica).

W. kann sich primär durch zufällige Beobachtung, systemat. Erfahrung (Experiment) oder deduzierende Erkenntnis bilden, sekundär durch lernendes Aneignen von Wissensstoff. Das Feld der systemat. Wissenserwerbung als Forschung innerhalb abgegrenzter Bereiche ist die Wissenschaft.

Wir haben drei Möglichkeiten, Wissen selbst zu gewinnen (primäres W.): Sinneswahrnehmung / Erfahrung, Logik, Intuition

Wissen wird auf drei Weisen übermittelt (sekundäres W.): dogmatisch, wissenschaftlich, mystisch = Glaube, Vernunft, Intuition

Wissen manifestiert sich in verschiedenen Sphären des Seins: spirituell im Bewusstsein, intuitiv im Gewissen, und mental in der Wissenschaft.

Da Wissen die Voraussetzung für Handeln ist, können Informationen, die lediglich z.B. mental gespeichert werden, nicht Wissen genannt werden, denn dann besteht kein Handlungsanreiz.

Die Voraussetzung für den Wissenserwerb ist Nicht-Wissen (Unwissenheit).

Unwissenheit in Form von Neszienz und Ignoranz (Dummheit, Unverstand)

Wissen kann richtig (wahr) oder falsch (unwahr) sein, basierend auf richtigen oder unrichtigen Beobachtungen der Wirklichkeit. Manche nennen falsches Wissen negatives Wissen.

Richtiges Wissen ist neutral, nie negativ oder positiv. Wissen schadet nur dem, der es nicht hat (s.a. Okkultismus).

Es gibt jedoch Wissensinhalte, die etwas negativ oder positiv konnotiertes betreffen, z.B. um den eigenen Tod oder eine baldige Geburt.

Formen des Wissens

Es gibt drei Arten von Wahrheiten [korrektem Wissen] [Wahrheit = korrekt wahrgenommene Wirklichkeit]:

– Absolute kosmische Wahrheit: Sie ist unveränderlich und ewig, weil sie jenseits der Zeit und der Polarität ist. Wissen um die Mysterien der Natur; Wissen um die sieben hermetischen Prinzipien.

– Spezifische absolute Wahrheit: absolute Wahrheit in Bezug auf ein bestimmtes Problem oder eine bestimmte Situation. Die spezifische Ursache einer Wirkung.

– Relative Wahrheit: Wahrheit in der illusorischen Welt, moderne Wissenschaft, die nie auf den Urgrund der Dinge geht. Tatsächlich eine Lüge in Bezug auf die absolute Wahrheit. Unter dem Gesichtspunkt der relativen Wahrheit entstand der bekannte Aphorismus, der besagt, dass „nichts Wahrheit oder Lüge ist; alles hängt von der Farbe des Glases ab, durch das es betrachtet wird.“ – John Baines: The Stellar Man

Muster erkennen

Große Zusammenhänge, Prozesse und Gesetzmäßigkeiten erkennen, anstatt totes Detailwissen auswendig zu lernen.

Wenn man die absolute Wahrheit kennt, hat man sich über den universellen Plan erhoben und ist mit dem All vereint, das die universelle Illusion erschafft und aufrechterhält. Das Absolute ist das, was sich niemals verändert und in seiner eigentlichen Natur immer identisch bleibt. Die hermetischen Wahrheiten als solche ändern sich nicht; man muss nur wissen, wie man sie in Situationen, die sich ständig ändern, entsprechend anwenden kann. – John Baines: The Stellar Man

Bewusstsein, Spirit, Geist

Bewusstsein ist Liebe; das Gegenteil von Furcht. Liebe befreit, Furcht beherrscht und beschränkt uns.

Bewusstsein ist Liebe zur Wahrheit, also dem So-Seienden, das wir wahrnehmen. Es wird befeuert von einer Haltung des Wahrnehmenwollens.

Bewusstsein ist also auch die Fähigkeit, zwischen Richtig und Falsch zu unterscheiden, denn diese sind Teil der Wirklichkeit. Das macht uns als Menschen aus. Sprachen, deren Bezeichnung für Bewusstsein auf lateinische Wurzeln zurückgeht, sind diesbezüglich aufschlussreich: Das Englische consciousness beispielsweise bedeutet Gemeinwissen (con|scire); ein Wissen, das uns allen zugänglich ist.

Bewusstsein verleiht Gewissheit über die Welt; das führt zu geistiger Klarheit.

Bewusst zu sein heißt, nicht programmiert und damit frei zu sein.

Es ist wichtig zu verstehen, dass wir von Bewusstsein als der Fähigkeit sprechen, die Realität ohne mentale Verzerrungenjeglicher Art wahrzunehmen. In vielen Fällen ist ein Übermaß an wissenschaftlichen oder kulturellen Informationen ein ernsthaftes Hindernis für die Erlangung von Bewusstsein. (138) – John Baines, The Secret Science

Wenn der forschende Mensch nicht aus einer göttlichen Quelle Wissen bekommt, verliert er sich in einer endlosen Forschung, denn selbst wenn er einmal ein Prinzip der Wahrheit streift, erkennt er es nicht und spekuliert einfach weiter – ziellos, endlos, sinnlos.

Wer Bewusstsein erlangt, ist im Einklang mit dem göttlichen Gesetz und befindet sich in Harmonie mit der Ausstrahlung des großen universellen Geistes bzw. Gottes. (139) – John Baines, The Secret Science

Bewusstsein ist also unsere Verbindung zum Spirit.

Spirit ist das eigentliche Sein aller Wesen (Grammatik). Er ist die Substanz des Lebendigen: das was Körper lebendig macht – der göttliche Funke. Steigendes Bewusstsein festigt die Bindung von Geist und Leib an den Spirit, und damit wächst die Lebendigkeit. Menschen, denen das gelingt, fallen häufig durch intensive Ausstrahlung auf.

Spiritualität ist eine Haltung, die den Bewusstwerdungsprozess in den Vordergrund stellt. Es ist ein lebendiger Prozess, ein Prozess des Lebens, dh des willigen Erfahrungen-machens.

Ich meine nicht, dass es möglich ist, zu sagen, wir brauchen die Spiritualität oder wir brauchen sie nicht. Spiritualität ist kein Ding, was man hinzufügt … sondern hier geht es um das Thema: „Was ist die Welt überhaupt und was ist der Mensch in der Welt“ … Das Spirituelle basiert ja auf einer Realität, die in der Welt anzutreffen ist. Und das allererste, was wir sehen, ist das Thema der Bewusstwerdung oder der Bewusstmachung von eigentlich wirkenden Gedanken und Kräften, denn wir können sagen, dass alle Handlungen und alles was sich auswirkt in der Welt anfängt mit einem eigentlich wirkenden Gefühl oder einem eigentlich wirkenden Gedanken…

– Gwendolin Kirchhoff in: Materialismus am Abgrund, https://odysee.com/@Manova_Magazin:3/manova-the-great-weset-%E2%80%9Ematerialismus:0 13:40–

Spiritualität bedeutet nicht in erster Linie, sich in Reinheit und Sanftmut zu üben; das kann ein langfristiger Nebeneffekt sein. Die geistige Haltung der Spiritualität erlaubt es dem Spirit (Grammatik), sich des Geistes (Logik/Dialektik) bedienen zu können und so durch das Gehirn zu manifestieren, dh in der materiellen Welt handeln zu können (Rhetorik).

Geist ist die denkende Vernunft, die verarbeitende Instanz unseres Seinsprozesses. Frühformen des Wortes bedeuteten ursprünglich so etwas wie ‚Erregung‘, sicherlich weil der Geist jener unserer Anteile ist, welcher durch die Sinne gereizt wird. Geist existiert unabhängig von unserem Gehirn.

Das Gehirn ist nicht der Sitz des Bewusstseins, sondern ein Sinnesorgan zur Wahrnehmung des Geistes. Das Gehirn existiert überhaupt erst, damit der Leib den Geist wahrnehmen kann. Geist ist also der Grund für die Existenz des Gehirns, so wie Licht der Grund für die Existenz des Auges oder Nahrung der Grund für die Existenz des Magens ist. Ohne den Geist, der es aktiviert, wäre das Gehirn nutzlos und überflüssig, so wie ein Radioempfänger in Abwesenheit eines Senders.

Die Überbetonung des Materiellen bzw. die Verleugnung des Spirit führt dazu, dass der Geist steuerlos wird und jenen Anteil der Existenz übersieht, der fundamental für alles Sein und Handeln ist. Dieser Teil ist identisch mit der Liebe. In Abwesenheit von Liebe herrscht Furcht, und in Abwesenheit von Spirit herrscht der Intellekt.

Dazu bemerkte die Podcasterin Joanna Whitney passend:

‚Es ist der Intellekt, der uns Angst vor Mangel macht, und dann handeln wir aufgrund dieser Angst. Und infolgedessen begehen wir böse Handlungen, die auf Projektionen in die Zukunft beruhen.‘ – Joanna Whitney: Practical Application of Natural Law: The Kybalion – The Divine Paradox II, 10:45

Von Menschen, die gerade erkannt haben, dass sie ihr ganzes Leben in einem gesellschaftlichen Gefängnis verbracht haben, sagt man, dass sie aufgewacht sind. Doch wenn du aufwachst, befindest du dich noch immer im Gefängnis, denn du trägst deine geistigen und emotionalen Fesseln weiterhin mit dir herum. Deswegen heißt es ja richtigerweise, dass man seinen Problemen nicht entfliehen kann. Man nimmt sie überall hin mit.

Seine Fesseln zu erkennen und abzustreifen heißt Bewusstwerdung und endet in Erleuchtung. Darüber sprechen wir in den nächsten Sendungen.

Literatur:

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